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Cognitive and Neural Mechanisms of Behavior Therapy for Tics: A Perception–Action Integration Approach

Veröffentlichungsdatum: 26. Mai 2023
Veröffentlichungsjournal: Biomedicines

Zusammenfassung:
Wissenschaftliche Leitlinien empfehlen derzeit zwei verhaltenstherapeutische Methoden zur Behandlung von Ticstörungen: ERP (engl. Exposure and Response Prevention; dt. Exposition und Reaktionsverhinderung) sowie CBIT (engl. Comprehensive Behavioral Intervention for Tics; dt. Umfassende Verhaltensintervention bei Tics). Trotz dieser Empfehlungen ist es bislang unklar, wie diese Therapien im Gehirn wirken. Es ist jedoch sehr bedeutsam, das Wissen darüber zu erweitern, um die Wirksamkeit der Behandlungen weiter zu verbessern. In unserem Überblicksartikel fassen wir den aktuellen Stand der Forschung zu Gehirnprozessen, die im Rahmen tic-bezogenener Verhaltenstherapien relevant sein könnten, zunächst zusammen. Anschließend betrachten wir zwei Theorien, die sich mit kognitiven Prozessen befassen: die Theory of Event Coding (TEC) und ihre Weiterentwicklung BRAC (Binding and Retrieval in Action Control). Diese Theorien gehen davon aus, dass Tics als Ergebnis einer gesteigerten Verbindung zwischen Wahrnehmung (Vorgefühl, das einem Tic vorausgeht) und Handlung (Tic) betrachtet werden können. Anhand dieser Theorien erklären wir die Gehirnprozesse, die einer tic-spezifischen Verhaltenstherapie zugrunde liegen könnten und erläutern, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse uns hierzu bereits vorliegen.

Cognitive and Neural Mechanisms of Behavior Therapy for Tics: A Perception–Action Integration Approach

Die Abbildung veranschaulicht die angenommenen Mechanismen während CBIT und ERP gemäß der Theory of Event Coding (TEC) und BRAC (Binding and Retrieval in Action Control). Bei ERP wird im Rahmen der Therapie geübt, das Vorgefühl zu tolerieren und die Tics über einen immer längeren Zeitraum zu unterdrücken, wodurch die Verbindung zwischen Vorgefühl (Wahrnehmung) und Tics (Handlung) geschwächt wird. Bei CBIT liegt der Fokus hauptsächlich darauf, auf das Vorgefühl nicht mit einem Tic, sondern stattdessen mit einer (dem Tic) entgegengesetzten Bewegung zu reagieren. Dadurch wird eine neue Handlung (die alternative, inkompatible Bewegung) mit dem Vorgefühl verknüpft und die Verbindung zwischen Vorgefühl und Tic geschwächt.